Stabwechselkonzert 2018

Grußwort des scheidenden Dirigenten....

... aus dem Programmheft

"Liebe Konzertgäste, liebe Ehemalige, liebe aktive Chorschar,
vor geraumer Zeit wurde ich als „dienstältester Mitarbeiter“ der Universität tituliert. Dem ist wohl so, denn seit über 100 Semestern geistere ich als umtriebiger Musikmensch in Hohenheim umher. Begonnen habe ich im November 1966 damals noch in der Landwirtschaftlichen Hochschule Stuttgart-Hohenheim. Im Juni 1968 erfolgte dann die offizielle Gründung eines Chores der Universität anlässlich des Festaktes zum 150-jährigen
Bestehen der Hochschule. Der liegt nun ein volles halbes Jahrhundert zurück.
Es war ein Geschenk für mich, die Entwicklung zur Universität und deren Wachsen und Gedeihen miterleben zu dürfen. Heute aber möchte ich den Taktstock nach 6000 Chorprobenstunden weiterreichen und mich mit einem heiteren Programm von Ihnen verabschieden. Es ist kein Drama, wenn ein Chorleiter nach 50 Jahren ausgewechselt wird; es ist aber ein Glück, dass mit Sebastian Herrmann ein vielversprechender Nachfolger bereit steht, den der Chor auch selbst auswählen durfte. Herr Herrmann wird sicherlich die guten Errungenschaften des Chores bewahren, aber auch neue Wege beschreiten. Das ist gut so.
Es kommt selten vor, dass ein Dirigent so viele Jahre einem Chor treu bleibt. Dies hat bei mir viele Gründe. Mit Freude durfte ich z.B. oft vernehmen, dass jene, die lange im Chor mitgewirkt haben, heute in ihrem beruflichen Umfeld für ein besonderes Engagement gelobt werden. Offensichtlich regt die Mitwirkung in einem Chor auch später dazu an, wo auch immer seine Begabungen einzubringen.
Bereits auch innerhalb der aktiven Chorgemeinschaft sind viele Talente erwachsen, welche anstehende Aufgaben brillant umgesetzt haben: Unseren „Geistlichen“ im Chor verdanken wir eindrucksvolle Geleitworte bei sakralen Aufführungen; den Ingenieuren verdanken wir komplizierte Podest-Aufbauten, die Installation von Lichtanlagen und Transporte unserer Utensilien, also dem Chor-Klavier, dem E-Piano, dem choreigenen Harmonium und vielen weiteren Gegenständen. Immer wieder traten einzelne hervor, um Busse zu chartern, Verträge mit Herbergen abzuschließen, Konzerträume zu schmücken, Blumen an Solisten zu überreichen und die passende Chorkleidung für weltliche und geistliche Anlässe auszuwählen. Wieder andere traten eindrucksvoll als Gesangs-Solisten hervor, übernahmen das Einsingen und die Stimmbildung oder gestalteten attraktive Programmhefte und Plakate. Also war es gerade auch die Resonanz bei den helfenden Mitwirkenden, die mir eine besondere Freude an der lange währenden Chorarbeit bereiteten.
Es hat sich zudem bewährt, dass neben den mitsingenden aktiven und ehemalige Studiosi, bzw. den treu mitprobenden Angehörigen der Universität viele musikfreudige Bürgerinnen und Bürger dabei sind, welche mitten im Leben stehen und ihre beruflichen und privaten Erfahrungen einbringen. Ich erinnere mich an viele Gespräche am Rande der Chorarbeit über Themen des Alltags, über Kultur und Politik, von denen ich vieles mitnehmen konnte.
Auf diese Weise haben seit 1966 über 1500 Damen und Herren im Chor mitgewirkt. Viele haben ihre Zeit im Chor bis heute nicht vergessen, und immer wieder haben sich Chorherren und Chordamen gefunden, den Bund für ein ganzes Leben geschlossen und die Freude am Singen an die eigenen Kinder weiter gegeben.

Das Musikprogramm des heutigen Abends kommt spontan daher. Aus den 5 Jahrzehnten der Chorgeschichte möchten wir Ihnen einige Kostproben darbieten. Einen Höhepunkt bildet dabei eine Uraufführung. Denn Alexander Quadt, ehemaliger Absolvent der Hochschule, treuer Chorsänger und talentierter Pianist, hat zu Ehren des Chores und zu Ehren der Universität einen Kompositionsauftrag angenommen und Landwirtschaftliche Gesänge vertont, die heute zum ersten Mal erklingen.
Die instrumentale Begleitung übernimmt als künstlerischer Leiter Patrick Siben mit seinen Stuttgarter Salonikern. Auch Patrick Siben ist ein echter Hohenheimer. Er hat im Hause studiert, über viele Jahre hinweg die Direktionsassistenz im Chor getragen, Solopartien im Chor gesungen und nebenbei weitere Ensembles der Universität gegründet.
Der Chor hat sich über Jahrzehnte hinweg einen Namen gemacht und eine Vielzahl von Musikdarbietungen gemeistert. Dazu gehören Konzerte im Balkonsaal, Serenaden unter dem Balkon und in der Säulenhalle, die Umrahmung von akademischen Anlässen als „klingende Lorbeerbäume“, Aufführungen in nahezu allen Kirchen auf den Fildern, Konzerte im Theaterhaus und in der Liederhalle Stuttgart, Tourneen in andere deutsche Städte und nicht zuletzt Konzertfahrten in viele Nachbarländer. Wir sind Freunde von Partnerchören und Partnerorchestern
geworden und pflegen viele Verbindungen, sogar zum SWR Vokalensemble. So erfüllt es mich mit Stolz, dass wir aus kleinen Anfängen heraus zu gut beachteten Kulturbotschaftern der Universität geworden sind." Walter Pfohl