Wie es das Schicksal so wollte, hatten wir uns für das Probenwochenende in Ochsenhausen das vermutliche kälteste Wochenende im Januar ausgesucht: -3 Grad – „fühlt sich an wie -9“ meldete die Wetter-App. Die Sorge um kalte Flure und Räume war jedoch unbegründet – das barocke Kloster war gut geheizt.
„Schicksal“ ist dann auch der Titel unserer nächsten Konzerte direkt vor Palmsonntag, mit Brahms Requiem und Schicksalslied, Bach und Mendelssohn. Die Klosterkulisse könnte für die Proben passender nicht sein, verbindet doch Brahms die Hochromantik mit dem Barock und haben die Benediktiner von Ochsenhausen sich im Barock des 17. Jh. sehr für die Kunst eingesetzt. Selbige und auch die von ihnen etablierten Wissenschaftseinrichtungen wie Bibliothek und v.a. die beeindruckende Sternwarte konnten wir bei einer Führung bewundern. Durch spätere Anpassungen verbindet die Landesakademie für die musizierende Jugend – quasi wie Brahms - verschiedenste bauliche Stile ebenso wie musikalische Epochen.
„Singen ist Teamsport“. In diesem Sinne haben wir uns ein Wochenende lang, heiter, humor- und anspruchsvoll dirigiert von Sebastian und unterstützt von Alexandra am Klavier, den Konzerten entgegengeprobt. Wir haben im Schicksalslied ins Ungewisse zurück gesungen, pünktliches Atmen geübt, mit Brahms zusammen dem Tod seinen Stachel entzogen und und den Nutzen von Brahms bei Bach entdeckt denn „Legato gab es schon im Barock“. Und Mendelssohn? „Mendelssohn ist Jazz“. Mit diesem Hinweis bekommt dessen Chorkantate „Christe Du Lamm Gottes“ gleich eine ganz andere Dynamik.
Vollen Einsatz haben unsere jüngsten männlichen Chormitglieder gezeigt, denen es gelingt, im Akkord ges Dur7 zielgerichtet das fis zu finden, während an anderer Stelle irgendeiner wieder auf dem as gequietscht hat. Um solche Töne zu vermeiden hat uns Jeanne mit viel Herz, Geduld und Freundlichkeit in der Stimmbildung parallel zu den Proben sangesfit gemacht. Das alles hilft aber nichts, auch dies eine wichtige Lernerfahrung, wenn man sich nicht regelmäßig die neuen Noten auf der alten Seite notiert, nämlich mit der weltweit wichtigsten Erfindung überhaupt, dem Bleistift. Als Stuttgarter*innen nutzen wir natürlich Carus-Noten und uns beschleicht der Eindruck, der Verlag drucke Übergänge absichtlich ungeschickt auf die Seiten um unsere Aufmerksamkeit zu schulen und die Bleistiftindustrie anzukurbeln. #dankeCarus!
Nach längeren Nächten im Klosterkeller samt Tanzeinlagen gab es morgens Gymnastik mit Beate zum Wachwerden, Fokussieren und Ent-spannen. So gelingt später auch die von Sebastian geforderte „kopfige obere Einstellung für den unteren Ton“. Zum Abschluss haben wir uns dann doch noch in die Kälte gewagt – zum obligatorischen Chorfoto, diesmal im Schnee.
Und was bei den Proben herauskommt? Das ist zu hören am:
Freitag, 31. März 19:30 in der Steckfeldkirche HohenheimSamstag,
1. April um 18:00 Uhr in der Christuskirche in Reutlingen.
(Text: Susanne Kremer)